Seit seiner Eröffnung im Jahr 1897 kann das Museum dank der Unterstützung durch sein Publikum seine Sammlungen erweitern. Das allererste Werk – Inventar-Nr. 1 –, eine Ansicht des Genfersees von François Bocion, wird dank einer bei den Einwohner*innen von Vevey durchgeführten öffentlichen Subskription erworben.
In der Folge erhält das Museum grosszügige Schenkungen und Legate, zum Beispiel Gemälde des 1877 in La Tour-de-Peilz gestorbenen Künstlers Gustave Courbet, die seine Schwester Juliette 1914 stiftet.
In den 1950er-Jahren ist François Daulte Konservator am Musée Jenisch, der spätere Direktor der Fondation de l’Hermitage in Lausanne, der wichtige Ausstellungen über den Impressionismus und die Schule von Paris (Renoir, Utrillo, Vuillard usw.) organisiert.
Unter Bernard Blatter, Direktor von 1983 bis 2004, erlangt das Museum hohes Ansehen. Im Zuge umfangreicher Arbeiten 1988 neu organisiert, sind die nun von den naturwissenschaftlichen und zoologischen Sammlungen befreiten Ausstellungsräume der Kunst vorbehalten. Durch die Aufnahme der Fondation Oskar Kokoschka (gegründet 1988) und des Cabinet cantonal des estampes (seit 1989 im Museum untergebracht) wird das Musée Jenisch zu einem kulturellen Wahrzeichen des Kantons.
Dominique Radrizzani, ein Spezialist der Zeichenkunst, der 2004 die Direktion übernimmt, legt den Akzent auf die starke Vertretung der Zeichnung in Vevey. Zudem öffnet er das Programm auf die zeitgenössische Kunst, indem er verschiedenen Künstlern «Carte blanche»-Ausstellungen anbietet.
Von 2013 bis 2018 leitet Julie Enckell Julliard, zuvor Konservatorin für moderne und zeitgenössische Kunst, das Museum, indem sie weiterhin die Welt der Druckgrafik und der Zeichnung zur Geltung bringt und die Reflexion über den Platz des Papiers in der zeitgenössischen Kunst fortsetzt.
Seit ihrer Ankunft im Jahr 2019 betont Nathalie Chaix die Positionierung der Institution als Kompetenzzentrum für die Erhaltung und Inwertsetzung von Arbeiten auf Papier.
Die Sammlungen des Musée Jenisch umfassen Dauerleihgaben von Künstlerbeständen (Lélo Fiaux, Wilhelm Gimmi, Jacques Pajak) und grössere Schenkungen. Der Zeichnungsbestand wird unter anderem dank privater Initiative um bedeutende Stücke erweitert. 1968 kommt das umfangreiche Legat René de Cérenville mit mehr als 150 alten Zeichnungen hinzu, darunter mehrere seltene Blätter berühmter italienischer Künstler der Renaissance. 2007 vermacht ein Sammler dem Museum ein Ensemble von 400 französischen und italienischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts, ein Bestand, der weiterhin ständig wächst. 2014 schenkt Rudolf Schindler der Institution ein aussergewöhnliches Ensemble von 632 Zeichnungen Ferdinand Hodlers. 2019 schenkt die Fondation des Amis du Musée Jenisch ihre gesamte Sammlung dem Museum.
Dauerleihgabe
Fondation Jacques Pajak
Fondation Lélo Fiaux
Fondation Wilhelm Gimmi
Collection d’art Nestlé
Fondation de la Société des Beaux-Arts de Vevey
Fondation pour les Arts et les Lettres
Fondation Gottfried Keller
Das Museum zeigt im Erdgeschoss Wechselausstellungen, während seine Highlights – die historische Gemäldesammlung mit Werken vom 16. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Arbeiten, die Räume der Fondation Oskar Kokoschka, die Druckgrafiken und Zeichnungen – mittels regelmässig erneuerter Hängungen im ersten Stock ständig ausgestellt sind.
Der Pavillon de l’estampe, ein zentraler Raum im ersten Stock, bietet drei Wechselausstellungen pro Jahr mit einer breiten Werkauswahl an: alte und zeitgenössische Druckgrafiken, Sonderthemen, monografische Ausstellungen, ausgewählte Arbeiten aus den Beständen usw.