Geschichte, Leitbild und Sammlungen

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Vue du Musée Jenisch Vevey. Photo Julien Gremaud

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Das Musée Jenisch befindet sich in Vevey an den Ufern des Genfersees, einem der Ziele der einstigen «Grand Tour» bzw. Kavalier- oder Bildungsreise. Sein erstes Publikum bestand aus Anhängern der Kultur Rousseaus und Byrons und aus Kunstliebhabern genauso wie aus interessierten Laien. Die Gründung des Museums beruht auf einer Schenkung von Fanny Jenisch (1801–1881), der Witwe eines Hamburger Senators. Mit dieser Schenkung wollte sie der Gemeinde Vevey, wo sie mit ihrem Gatten glückliche Zeiten verbracht hatte, ihre Dankbarkeit ausdrücken. Sie vermachte der Gemeinde 200 000 damalige Goldfranken zur Errichtung eines Museums, das ganz nach dem damaligen enzyklopädischen Verständnis Kunst und Wissenschaft unter einem Dach vereinen sollte.

Das im März 1897 eingeweihte Museum wurde von den Architekten Maillard und Convert erbaut und ist im neoklassischen Stil gehalten. Sein Giebeldreieck wird von einer Replik des Parthenon-Frieses geschmückt, während die Eingangshalle und die Haupttreppen von Mosaikböden mit antikisierenden Säulen und Statuetten geziert werden. Das auf Fannys Wunsch mit einer Bibliothek ausgestattete Museum wurde von Generationen von Gymnasiasten aufgesucht, welche dort die ausgestopften Tiere – nicht zuletzt die berühmte Giraffe – bestaunten und sich im Zeichnen unterweisen liessen. In den 1980er-Jahren gingen die wissenschaftlichen Sammlungen wieder an das zoologische Museum von Lausanne.

Seit 1989 beherbergt das Museum in seinen renovierten Räumlichkeiten die Fondation Oskar Kokoschka und die grafische Sammlung des Kantons Waadt. Mit dem Umzug der Gemeindebibliothek im Jahr 2004 hatte sich im Untergeschoss der nötige Freiraum für eine Neuorganisation der Räumlichkeiten ergeben, die mittlerweile zu eng geworden waren, um den wachsenden Sammlungen gerecht zu werden.

Nach dreijähriger umbaubedingter Schliessung wurde das umfassend renovierte und erweiterte Musée Jenisch Vevey im Juni 2012 wiedereröffnet.
Dem Architekturbüro Bakker & Blanc (Lausanne) ist es gelungen, das historische Gebäude in der heutigen Zeit zu verankern und gleichzeitig seine Vergangenheit zu würdigen. Wo immer möglich trug man dem ursprünglichen Museum Rechnung, etwa den Mosaikböden oder den Farbtönen der Eingangshalle. Das Musée Jenisch Vevey hat eine starke Identität und eine ureigene Atmosphäre, welche die Architekten von Bakker & Blanc in Lausanne so gut wie nur möglich bewahrt haben. Nachdem die Besucherinnen und Besucher die Eingangshalle mit ihrer beeindruckenden antikisierenden Staffage in Form von Säulen, Skulpturenabgüssen, Wandbemalungen im pompejanischen Stil und Fresken von Ernest Biéler durchschritten haben, gelangen sie nichtsdestotrotz in moderne Ausstellungsräume, die bewusst mit den historisierenden Elementen brechen. 

Ein Museum für Werken auf Papier

« Das Museum ist eine dauerhafte Einrichtung, die keinen Gewinn erzielen will, öffentlich zugänglich ist und im Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung steht. Sie erwirbt, bewahrt, erforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, Bildung und Genuss. » Definition des International Council of Museums, ICOM, 2007.

Zweites Kunstmuseum des Kantons Waadt
Das Musée Jenisch Vevey ist das zweitgrößte Kunstmuseum des Kantons Waadt. Es bietet ein reichhaltiges Programm an Sonderausstellungen und eine ständige Gemäldesammlung (Bocion, Courbet, Corot, Hodler, Vallotton, Picasso, Morandi usw.) in einem neoklassizistischen Gebäude, das nur 15 Minuten mit dem Zug von Lausanne entfernt liegt. Es beherbergt eine außergewöhnliche Sammlung von Werken auf Papier. Insbesondere das Cabinet cantonal des estampes, das rund 40.000 Blätter von der Renaissance bis zur Gegenwart umfasst und damit zu den fünf renommiertesten Beständen an Druckgrafiken in der Schweiz gehört. Es beherbergt auch den weltweit größten Bestand an grafischen Werken von Oskar Kokoschka sowie eine Sammlung von über 10.000 Zeichnungen. Das Museum wurde 1897 eröffnet und nach der Spenderin Fanny Jenisch (1801-1881) benannt, die seine Gründung ermöglichte. In einem subtilen Dialog zwischen alter und zeitgenössischer Kunst hat sich diese Institution heute die Verbreitung von Werken auf Papier zum Ziel gesetzt.

Cabinet cantonal des estampes
Das Cabinet cantonal des estampes (Kantonales Druckgrafik-Kabinett) entsteht in mehreren Etappen. Eine wichtige Rolle spielen insbesondere Künstler und bedeutende Sammler, aber auch die Eröffnung des der Fotografie gewidmeten und von Florian Rodari geleiteten Musée de l’Élysée in Lausanne im Jahr 1980. Nach der Gründung des Cabinet cantonal des estampes durch den Staatsrat im Jahr 1986 wird es 1987 dank Bernard Blatter, dem damaligen Direktor, der von den Präsidenten der Fondation William Cuendet & Atelier de Saint-Prex unterstützt wird, in das Musée Jenisch verlegt und am 11. April 1989 eröffnet. Mit mehr als 35 000 Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart vereint das Cabinet cantonal des estampes drei öffentliche und drei von zwei Stiftungen und einem Verein deponierte Sammlungen: die Druckgrafik-Sammlungen des Kantons Waadt und der Stadt Vevey, den Druckgrafik-Bestand von Professor Decker, die Fondation William Cuendet & Atelier de Saint-Prex, die Fondation Pierre Aubert und die Sammlung des Musée Alexis Forel. Sie alle tragen durch ihre Grosszügigkeit und ihr Vertrauen zur Aufwertung der Druckkunst in unserem Museum bei, das heute neben Genf, Basel und Zürich zu den fünf wichtigsten Druckgrafik-Kabinetten der Schweiz zählt. In 30 Jahren wurden im Musée Jenisch nicht weniger als 100 Ausstellungen zur Druckgrafik organisiert.

Programm
Das Musée Jenisch Vevey widmet sich der Inwertsetzung von Arbeiten auf Papier aus den von ihm bewahrten Sammlungen. So rücken die Ausstellungen Druckgrafiken und Zeichnungen in den Vordergrund. Im Erdgeschoss finden die Wechselausstellungen statt, während im ersten Stock die Dauerausstellung untergebracht ist, in der Gemälde von Bocion, Corot, Courbet, Hodler, Vallotton, Picasso, Morandi, Palézieux und vielen anderen zu sehen sind.


Der Pavillon de l’Estampe (Pavillon de Druckgrafik), ein zentraler Raum im ersten Stock, bietet drei Wechselausstellungen pro Jahr mit einer breiten Werkauswahl an: alte und zeitgenössische Druckgrafiken, Sonderthemen, monografische Ausstellungen, ausgewählte Arbeiten aus den Beständen usw.


Ein weiterer Bereich des ersten Stocks ist dauerhaft dem expressionistischen Künstler Oskar Kokoschka gewidmet, dessen Stiftung im Musée Jenisch untergebracht ist. Dort wird jedes Jahr eine Wechselausstellung gezeigt.


Alle zwei Jahre findet im Museum eine Ausstellung des Festival Image statt.

Sammlungen

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1897 kann das Museum dank der Unterstützung durch sein Publikum seine Sammlungen erweitern. Das allererste Werk – Inventar-Nr. 1 –, eine Ansicht des Genfersees von François Bocion, wird dank einer bei den Einwohner*innen von Vevey durchgeführten öffentlichen Subskription erworben.

In der Folge erhält das Museum grosszügige Schenkungen und Legate, zum Beispiel Gemälde des 1877 in La Tour-de-Peilz gestorbenen Künstlers Gustave Courbet, die seine Schwester Juliette 1914 stiftet.

In den 1950er-Jahren ist François Daulte Konservator am Musée Jenisch, der spätere Direktor der Fondation de l’Hermitage in Lausanne, der wichtige Ausstellungen über den Impressionismus und die Schule von Paris (Renoir, Utrillo, Vuillard usw.) organisiert.

Unter Bernard Blatter, Direktor von 1983 bis 2004, erlangt das Museum hohes Ansehen. Im Zuge umfangreicher Arbeiten 1988 neu organisiert, sind die nun von den naturwissenschaftlichen und zoologischen Sammlungen befreiten Ausstellungsräume der Kunst vorbehalten. Durch die Aufnahme der Fondation Oskar Kokoschka (gegründet 1988) und des Cabinet cantonal des estampes (seit 1989 im Museum untergebracht) wird das Musée Jenisch zu einem kulturellen Wahrzeichen des Kantons.

Dominique Radrizzani, ein Spezialist der Zeichenkunst, der 2004 die Direktion übernimmt, legt den Akzent auf die starke Vertretung der Zeichnung in Vevey. Zudem öffnet er das Programm auf die zeitgenössische Kunst, indem er verschiedenen Künstlern «Carte blanche»-Ausstellungen anbietet.

Von 2013 bis 2018 leitet Julie Enckell Julliard, zuvor Konservatorin für moderne und zeitgenössische Kunst, das Museum, indem sie weiterhin die Welt der Druckgrafik und der Zeichnung zur Geltung bringt und die Reflexion über den Platz des Papiers in der zeitgenössischen Kunst fortsetzt.

Seit ihrer Ankunft im Jahr 2019 betont Nathalie Chaix die Positionierung der Institution als Kompetenzzentrum für die Erhaltung und Inwertsetzung von Arbeiten auf Papier.

Die Sammlungen des Musée Jenisch umfassen Dauerleihgaben von Künstlerbeständen (Lélo Fiaux, Wilhelm Gimmi, Jacques Pajak) und grössere Schenkungen. Der Zeichnungsbestand wird unter anderem dank privater Initiative um bedeutende Stücke erweitert. 1968 kommt das umfangreiche Legat René de Cérenville mit mehr als 150 alten Zeichnungen hinzu, darunter mehrere seltene Blätter berühmter italienischer Künstler der Renaissance. 2007 vermacht ein Sammler dem Museum ein Ensemble von 400 französischen und italienischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts, ein Bestand, der weiterhin ständig wächst. 2014 schenkt Rudolf Schindler der Institution ein aussergewöhnliches Ensemble von 632 Zeichnungen Ferdinand Hodlers. 2019 schenkt die Fondation des Amis du Musée Jenisch ihre gesamte Sammlung dem Museum.

Dauerleihgabe
Fondation Jacques Pajak
Fondation Lélo Fiaux
Fondation Wilhelm Gimmi
Collection d’art Nestlé
Fondation de la Société des Beaux-Arts de Vevey
Fondation pour les Arts et les Lettres

Fondation Gottfried Keller

Das Museum zeigt im Erdgeschoss Wechselausstellungen, während seine Highlights – die historische Gemäldesammlung mit Werken vom 16. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Arbeiten, die Räume der Fondation Oskar Kokoschka, die Druckgrafiken und Zeichnungen – mittels regelmässig erneuerter Hängungen im ersten Stock ständig ausgestellt sind.
Der Pavillon de l’estampe, ein zentraler Raum im ersten Stock, bietet drei Wechselausstellungen pro Jahr mit einer breiten Werkauswahl an: alte und zeitgenössische Druckgrafiken, Sonderthemen, monografische Ausstellungen, ausgewählte Arbeiten aus den Beständen usw.

 

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1897 kann das Museum dank der Unterstützung durch sein Publikum seine Sammlungen erweitern. Das allererste Werk – Inventar-Nr. 1 –, eine Ansicht des Genfersees von François Bocion, wird dank einer bei den Einwohner*innen von Vevey durchgeführten öffentlichen Subskription erworben.

In der Folge erhält das Museum grosszügige Schenkungen und Legate, zum Beispiel Gemälde des 1877 in La Tour-de-Peilz gestorbenen Künstlers Gustave Courbet, die seine Schwester Juliette 1914 stiftet.

In den 1950er-Jahren ist François Daulte Konservator am Musée Jenisch, der spätere Direktor der Fondation de l’Hermitage in Lausanne, der wichtige Ausstellungen über den Impressionismus und die Schule von Paris (Renoir, Utrillo, Vuillard usw.) organisiert.

Unter Bernard Blatter, Direktor von 1983 bis 2004, erlangt das Museum hohes Ansehen. Im Zuge umfangreicher Arbeiten 1988 neu organisiert, sind die nun von den naturwissenschaftlichen und zoologischen Sammlungen befreiten Ausstellungsräume der Kunst vorbehalten. Durch die Aufnahme der Fondation Oskar Kokoschka (gegründet 1988) und des Cabinet cantonal des estampes (seit 1989 im Museum untergebracht) wird das Musée Jenisch zu einem kulturellen Wahrzeichen des Kantons.

Dominique Radrizzani, ein Spezialist der Zeichenkunst, der 2004 die Direktion übernimmt, legt den Akzent auf die starke Vertretung der Zeichnung in Vevey. Zudem öffnet er das Programm auf die zeitgenössische Kunst, indem er verschiedenen Künstlern «Carte blanche»-Ausstellungen anbietet.

Von 2013 bis 2018 leitet Julie Enckell Julliard, zuvor Konservatorin für moderne und zeitgenössische Kunst, das Museum, indem sie weiterhin die Welt der Druckgrafik und der Zeichnung zur Geltung bringt und die Reflexion über den Platz des Papiers in der zeitgenössischen Kunst fortsetzt.

Seit ihrer Ankunft im Jahr 2019 betont Nathalie Chaix die Positionierung der Institution als Kompetenzzentrum für die Erhaltung und Inwertsetzung von Arbeiten auf Papier.

Die Sammlungen des Musée Jenisch umfassen Dauerleihgaben von Künstlerbeständen (Lélo Fiaux, Wilhelm Gimmi, Jacques Pajak) und grössere Schenkungen. Der Zeichnungsbestand wird unter anderem dank privater Initiative um bedeutende Stücke erweitert. 1968 kommt das umfangreiche Legat René de Cérenville mit mehr als 150 alten Zeichnungen hinzu, darunter mehrere seltene Blätter berühmter italienischer Künstler der Renaissance. 2007 vermacht ein Sammler dem Museum ein Ensemble von 400 französischen und italienischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts, ein Bestand, der weiterhin ständig wächst. 2014 schenkt Rudolf Schindler der Institution ein aussergewöhnliches Ensemble von 632 Zeichnungen Ferdinand Hodlers. 2019 schenkt die Fondation des Amis du Musée Jenisch ihre gesamte Sammlung dem Museum.

Dauerleihgabe
Fondation Jacques Pajak
Fondation Lélo Fiaux
Fondation Wilhelm Gimmi
Collection d’art Nestlé
Fondation de la Société des Beaux-Arts de Vevey
Fondation pour les Arts et les Lettres

Fondation Gottfried Keller

Das Museum zeigt im Erdgeschoss Wechselausstellungen, während seine Highlights – die historische Gemäldesammlung mit Werken vom 16. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Arbeiten, die Räume der Fondation Oskar Kokoschka, die Druckgrafiken und Zeichnungen – mittels regelmässig erneuerter Hängungen im ersten Stock ständig ausgestellt sind.
Der Pavillon de l’estampe, ein zentraler Raum im ersten Stock, bietet drei Wechselausstellungen pro Jahr mit einer breiten Werkauswahl an: alte und zeitgenössische Druckgrafiken, Sonderthemen, monografische Ausstellungen, ausgewählte Arbeiten aus den Beständen usw.

 

Recherche de provenance

De janvier 2021 à fin novembre 2022, le Musée Jenisch Vevey a mené un projet de recherche sur la provenance de 207 œuvres issues de ses collections publiques, avec le soutien de l’Office fédéral de la culture (OFC). Dans ce contexte, 159 œuvres sur papier, dessins et estampes confondus, 45 peintures et 3 sculptures ont fait l’objet d’investigations approfondies.

 

Historische Highlights